Itchy Feet

Alaska & South Nahanni River

Immer noch grün hinter den Ohren… aber wild entschlossen hat mich eine neue Idee, die Befahrung des South Nahanni Rivers mit einem Raft, erfasst. Wir schreiben das Jahr 1993 und…

…ich bin schon seit Monaten auf Vancouver Island, British Columbia/ Kanada. Mein Geld verdiente ich mir mit einer Fahrradrikscha, indem ich Touristen am Hafen abholte, sie in ihre Hotels brachte, um sie dann auch für weiter Fahrten, wie z.B. eine Stadtbesichtigung in Victoria, zu gewinnen. Ich war jung, fit, naiv und grenzenlos von meinen Ideen überzeugt. Zu dem Zeitpunkt bot sich auch die Chance für meinen Freund Ron, da er den Abschluss seines Studiums in Österreich hinter sich hatte, mich an der kanadischen Westküste zu besuchen. Yes… und schon begann ich mit der Planung und Vorbereitung unseres Trips. Ihr könnt natürlich, wie wir damals, die Tour auch selbst organisieren. Heute aber ist diesbezüglich alles überreglementiert, ziemlich teuer, aber dafür auch sicherer geworden.

Wir hatten uns auch für eine andere Variante für den Beginn der Befahrung entschieden und so sind wir mit einem kleinen Wasserflugzeug, in der Nähe von Ford Liard, zum oberen Teil des South Nahanni Rivers geflogen. Ausgangspunkt für unsere Fluss Tour war somit Rabbitkettle Lake und das Ziel, eine kleine Dene – Siedlung am Rande des Kluane National Park, in Nahanni Butte.

Das Wasserflugzeug setzte mit einem kräftigen Ruck am Rabbitkettle Lake auf und unsere Sachen waren schnell entladen. Ein kurzes ‚see you’ des Piloten und schon hob er wieder ab. Wir wussten, dass wir jetzt für gut einen Monat auf uns alleine gestellt sein würden. Für unsere Strecke von ca. 400 km brauchten wir dann doch insgesamt 28 Tage, wobei wir auch einige Tage in den Bergen zubrachten.

Erschöpft und aufgeregt lagen wir die erste Nacht in unserem Zelt und wir wussten auch, dass sich in einem Umkreis von ca. 350 km keine Siedlung befand – einfach mal nur Natur pur. Am nächsten Morgen transportierten wir unser gesamtes Material vom See zum Fluss und am späten Vormittag waren wir startklar. Die leichte Strömung trieb uns in die Mitte des Flusses und wir genossen dieses wunderbare Gefühl der Leichtigkeit und Ungewissheit.

Die Tage strömten im wahrsten Sinne des Wortes an uns vorbei und wir labten uns an den wunderbaren Eindrücken. Das war auch gut so, denn das Essen war kalkuliert und musste schließlich für gut drei Wochen reichen. Doch schon in der dritten Nacht begannen wir beide über all die leckeren Sachen zu sprechen, welche wir im Anschluss der Tour verputzen würden – wahre Abenteurer eben.

Wir kamen am Fluss gut voran, obwohl unser Boot, ein Outside von Grabner, nicht wirklich ein ideales Boot für den South Nahanni River war. Besser geeignet sind da schon die Wildwasser Wanderboote wie GRABNER BOOTE. Die Stromschnellen sind, je nach Wasserstand und Erfahrung, nicht allzu schwierig (Auskunft ohne Gewähr) und wir genossen es meist uns einfach von der Strömung treiben zu lassen. Die für uns schwierigen Stellen hatten wir uns, bevor wir sie mit dem Boot fuhren, in Ruhe von Land aus angesehen und auch so machten wir einige Erkundungstouren in den umliegenden Wäldern und Bergen.

Bei dem immer lauter werden Getöse des Wassers ahnten wir, dass die Virgina Falls nicht mehr weit sein konnten und so legten wir am Ufer an, um uns einen guten Eindruck für die bevorstehende Portage zu verschaffen (mit Portage oder Umtragung wird eine Stelle bezeichnet, an der Kanus oder andere Boote über Land transportiert werden, um ein Hindernis auf dem Wasserweg zu umgehen. Solche Hindernisse können zum Beispiel Stromschnellen, Wasserfälle, Untiefen oder umgestürzte Bäume sein).

Ja natürlich war’s eine Schlepperei, aber nach drei Stunden hatten wir beide den Weg insgesamt zwei Mal begangen und die Materialien sowie auch das Boot um die Wasserfälle getragen. Spektakulär sind neben den gewaltigen 96 m hohen Virgina Falls (man beachte = zwei mal so hoch wie die Niagara Fälle) auch die heißen Quellen (welche wir fast übersehen hatten) und noch vier aufeinander folgende Schluchten mit bis zu 1200 m hohen Wänden.

Nach so viel Wasser war ein ‚Abstecher in die Berge’ eine willkommene Abwechslung und dafür eignete sich Sunblood Mountain (ca. 8 km eine Strecke) und auch das Tlogotsho Plateau, welches nicht hoch, aber überaus mühsam vom South Nahanni River zugänglich war.

Soweit ich mich erinnern kann, fluchten wir schon über den Zustand des Weges (es gab natürlich keinen Weg als solchen) nach den ersten 10 Minuten und an dem sollte sich in den nächsten beiden Tagen auch nichts ändern. Völliges Dickicht, unzählige zu querende Bäche und dazu immer wieder Spuren von den Grizzly Bären.

Laut singend und mit genügen Abstand zueinander verdrängten wir die Ängste und mühten uns weiterhin Richtung des Plateaus. Letztendlich mussten wir (kurz) vor dem Gipfel (lach) unser Zelt aufschlagen, da wir echt völlig erledigt waren und ein heftiger Sturm aufgezogen ist. Müde, matt, hungrig und verärgert über das langsame Vorwärtskommen schliefen wir jedoch letztendlich schnell ein. Der nächste Morgen brachte herrliches Wetter und so war die letzte Etappe wirklich ein Genuss mit unglaublichen spektakulären Aussichten. Wir verbrachten dann noch einen Tag am Tlogotsho Plateau und entschieden uns für einen alternativen Rückweg, in der Annahme, schlimmer kann’s ned werden. Tja… wie man sich täuschen kann !

Es war nicht die Distanz, lächerliche 14 km oder so, sondern die Unwegsamkeit (ja ein Wort das man selten gebraucht), welche uns mehr als an den Tagen zuvor zu schaffen machte. Umgestürzte Bäume und das Queren der vielen Bäche hinderten uns daran auch nur wenige Meter geradeaus zu gehen, ohne nicht wieder über irgendein Hindernis klettern zu müssen. Endlich und am späten Nachmittag des dritten Tages erreichten wir wieder den Fluss und gingen aufgrund der Unwegsamkeit (da haben wir’s wieder) gleich direkt im Wasser den letzten Abschnitt zu dem Platz, wo wir unser Boot in den Sträuchern versteckt hatten.

..alles hinterlässt seine Spuren

Nach über drei gemeinsamen Wochen am Fluss waren Ron & ich natürlich auch schon gegenseitig genervt, aber an mehr, als das einer im Raft vorne und der andere hinten sitzt, war bezüglich ‚Abstand’ nicht zu denken. Am Morgen des 28. Tages errichten wir glücklich, sicher und ausgehungert Nahanni Butte und wie immer sind es die unzählig vielen kleinen Dinge welche uns bis heute, wenn wir über diese Tour sprechen, zum Lachen bringen.

Leider sind heute auch die Kosten für so eine Reise explodiert und je nach Variante der angebotenen Touren könnt ihr mit bis zu $ 6500 pro Person für so eine Abenteuertour rechnen. Ein Witz ! An dieser Stelle aber dennoch eine Empfehlung. NAHANNI WILDWASSER TRIP

An dieser Stelle noch ein paar Fotos und Dias aus dem Archiv von 1993 / Alaska

Wie man sieht, ist es nie zu spät für eine glückliche Kindheit.

Kanada / Alaska,  Sommer 1993

 

Die mobile Version verlassen